Besitzer: Michael Kiefer
- Baujahr: 1973
- Motor: Luftgekühlter Einzylinder Zweitaktmotor, drehschiebergesteuert
- Hubraum: 125ccm
- Leistung: ca. 30PS
- Getriebe: 6-Gang Getriebe mit Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Geschichte:
Seit dem Einstieg in die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft im Jahre 2021 begleitet Michael den aktiven Fahrer Thorsten zu den verschiedenen Veranstaltungen. Aufbauhilfe des Fahrerlagers, Catering, Fotografieren, Schrauberhilfe und Berater waren und werden auch künftig die Betätigungsfelder sein. Jedoch immer nur dem Renngeschehen zuzusehen weckt irgendwann den Wunsch selbst mitzufahren. Doch in welcher Klasse kann man einsteigen? Superbike mit Maschinen die mehr als 100 PS leisten? Eine historische Rennmaschine? Ein Clubsport Motorrad? Zu schnell, zu unerschwinglich, gibt es schon so viele.
Die Klasse „S“ wurde näher betrachtet. Einzylinder Viertakter mit bis zu 600 ccm, ca. 50 PS würde ausreichen. Eine Yamaha SRX oder eine Honda XBR wären günstig zu bekommen. Sind jedoch alles keine Rennmaschinen.
Jedoch etwas besonderes sollte es schon sein.
Wie es der Zufall so will kamen wir auf der letzten Veranstaltung 2024 am Hockenheimring mit einem bekannten Sammler historischer Rennmotorräder ins Gespräch. „Da habe ich doch etwas in meiner Sammlung was für euch in Frage kommt“ so die vielversprechende Aussage. Eine ROTAX 124 Rennmaschine, 125 ccm, luftgekühlter Zweitakter mit Drehschiebersteuerung, handlich und kompakt, um die 30 PS Motorleistung. Fährt und bremst, braucht etwas Kosmetik.
Wieder zu Hause angekommen wurde nach einigen Recherchen und Überlegungen ein Besichtigungstermin vereinbart. Den Transportanhänger war schon dabei. Nun ja, – eine Schönheit ist sie wahrlich nicht. Aber alles dran was man braucht. Auf dem Weg nach Hause befand sich die Rotax auf dem Anhänger.
Nach akribischen Nachforschungen handelt es sich bei dem Motorrad mit großer Wahrscheinlichkeit um ein, für Rundstreckenrennen modifiziertes, CanAm TnT (Track ’n Trail) Fahrwerk. Angetrieben von einem Rotax 124 Zweitaktmotor mit der Modifikation auf Kurzansaugung, welcher in der Vergangenheit im Motorrad-Straßenrennsport und im Kartsport Erfolge einfahren konnte.
Überarbeitung:
Gemessen am Alter der montierten Reifen hat das Motorrad gute 20 Jahre Standzeit hinter sich. Daher wurde der erste Probelauf zunächst sorgfältig vorbereitet. Die Zündung wurde überprüft und deren Funktion bestätigt und ein Getriebeölwechsel wurde durchgeführt. Der Vergaser wurde im Ultraschallbad gereinigt, geprüft und eingestellt und die Zündkerze getauscht. Die mit 1:33 Gemisch befüllte Tankflasche wurde angeschlossen, die Maschine auf die Startmaschine gestellt und… der Motor läuft.
Nun wurden die kleinen Schönheits- und die größeren Instandsetzungsarbeiten erledigt. Der umgebaute Heckrahmen war nicht fachgerecht verschweißt und an den Verbindungsstellen gebrochen. Dieser wurde neu angefertigt und wieder sauber mit dem Hauptrahmen verschweißt. Gleichzeitig wurde auch die Tankaufnahme optimiert. Die Sitzbank bzw. das Heck wurde neu lackiert.
Schon beim Kauf der Maschine fiel die Vorderradgabel auf. Starker Ölverlust und Dämpfung gleich null. Zudem mit einigen nicht nachvollziehbaren Modifikationen und auch optisch nicht mehr ansehnlich. Eine Überarbeitung schied also aus, daher wurden die Gabelholme einer Yamaha XS 400 als Ersatz beschafft. Bei deren Einbau wurde ein Riss im Bereich der Klemmung der oberen Gabelbrücke festgestellt, welche bei der weiteren Prüfung dann an dieser Stelle auch komplett brach. Glück im Unglück, nach nur zwei Wochen konnte die gleiche Gabelbrücke der Firma Marzocchi im Internet erstanden werden. Diese wurde mit der gebotenen Vorsicht verbaut und mit den entsprechenden Anzugsmomenten verschraubt.
Die dünnen Drähte der Elektrik wurden durch 1,5 mm² Leitungen mit entsprechenden Kabelschuhen ersetzt und ein Absteller für den Motor eingebaut. Neue Fußrasten aus dem hauseigenen Ersatzteillager wurden verbaut und Schalt-u. Fußbremshebel neu gelagert. Zudem ein neuer Spritzschutz für das Hinterrad angefertigt.
Der Auspuff wurde entrostet und frisch lackiert. Die Aufnahmen für die Haltefedern des Auspuffs wurden neu angefertigt und mit dem Auspuffflansch verschraubt. Ursprünglich hatte man die Kühlrippen des Zylinders angebohrt und die Federn dort eingehängt.
Die hinteren Stoßdämpfer waren ebenfalls verschlissen. Diese werden durch neue eigens konfigurierte Dämpfer der Firma YSS ersetzt.
Der Alutank wurde neu lackiert und der Tankdeckel neu gelagert. Eine neue Verkleidungsscheibe ist ebenfalls schon eingetroffen.
Sobald es die Temperaturen zulassen kann die überarbeitete Verkleidung ebenfalls lackiert und die neue Verkleidungsscheibe eingepasst werden.